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Rückblick mit Elisabeth Schrader und Anneliese Rebentisch


mit Unterstützung von Willi Schwarz und Werner Krüger

 

Der Vater von Anneliese Rebentisch, Gustav Schuppmann, war Gründer und Vorsitzender der AWO in Alfeld. Nebenher hat er als Kassierer auch noch das Geld eingesammelt. 1933 wurde die AWO dann verboten. Elisabeth Schrader und Anneleise Rebentisch erinnern sich, dass man damals mit allem vorsichtig sein musste und nichts sagen durfte. Nach dem zweiten Weltkrieg ist Herr Schuppmann wieder Vorsitzender geworden. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode 1953 inne.

 

Die ersten eigenen Erinnerungen an die AWO verbinden Elisabeth Schrader und Anneliese Rebentisch mit einer Wanderung zur Lippoldshöhle im Jahr 1925. Beide waren zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre alt, insgesamt existierte die AWO erst sechs Jahre. Aus der Zeit ist sogar noch ein Foto vorhanden.

 

Elisabeth Schrader und Anneleise Rebentisch erzählen:
„1932 sind wir dann zusammen mit etwa 30 Kindern mit einem Bus des Busunternehmers August Kölle nach Bad Pyrmont gefahren und haben dort in der Jugendherberge übernachtet. Betreut wurden wir damals von Frau Schuppmann und Frau Blanke. Da zu wenig Betten zur Verfügung standen, mussten wir beide in einem Bett übernachten. Von dort aus gab es einen Ausflug zu den Externsteinen. Es gab auch so immer wieder Wanderungen oder Treffen in der Nähe, aber diese Fahrt war nun etwas ganz Besonderes.“

 

Nach dem zweiten Weltkrieg machte die Nähstube der AWO am Markt in Alfeld auf. Sie wurde in einem ehemaligen Hutgeschäft eröffnet, weil dort vieles bereits vorhanden war, was dazu gebraucht werden konnte. Das meiste machten dort Frau Alwine Lührig und Frau Wolff, außerdem waren noch Frau Mädel und Frau Wimmer mit dabei. In der Bevölkerung wurde viel gesammelt, wer noch etwas entbehren konnte, gab es der AWO. Anneliese Rebentisch erinnert sich: „Vater ist auch von Geschäft zu Geschäft gelaufen und hat Materialien gesammelt. Es kamen viele Flüchtlinge, die gar nichts hatten. Die kamen dann in die Nähstube und den Ärmsten der Armen, Kindern und Erwachsenen, wurden dann Kleidungsstücke gegeben.“

 

Elisabeth Schrader und Anneliese Rebentisch entsinnen sich, dass in den Jahren direkt nach dem Krieg die AWO in Alfeld sehr von Alwine Lührig bestimmt wurde. Sie hatte alles im Griff, unterstützt wurde sie von Frau Blanke. Die schriftlichen Angelegenheiten wurden jahrelang von Günther Schuppmann, dem Sohn des ehemaligen Vorsitzenden Gustav Schuppmann und Bruder von Annliese Rebentisch, bis in die sechziger Jahre weiter geführt. Danach hat er dies an Herrn Herbeck abgegeben.

 

Willi Schwarz blickt zurück: „In den fünfziger Jahren ist dann kaum noch etwas an Aktivitäten der AWO in Alfeld geschehen, Frau Lührig machte nur noch das Nötigste. Die Obdachlosenstation Gattermann (neben Pallas) wurde noch betreut, ansonsten wurde nichts mehr gemacht.“
Werner Krüger berichtet: „Die Obdachlosen erhielten, wenn sie nach Alfeld kamen, von der Polizei einen Stempel. Für den Tag bekamen sie von der AWO ihr Aufenthaltsgeld, es mögen so etwa 3 Mark gewesen sein. Das Sozialamt durfte dies nicht tun, weil das als Abschiebung gegolten hätte. Später hat diese Zahlung die Kirche übernommen. Die freien Wahlfahrtsverbände haben hier mit eingezahlt, erhielten dafür aber von der Stadt Zuschüsse für allgemeine soziale Tätigkeiten. Die Obdachlosen erhielten so viel Geld, dass sie mit der Bahn bis nach Elze oder Kreiensen gelangen konnte. Sie bekamen dies aber so spät, dass sie nicht am gleichen Tag noch fahren konnten, um dieses Geld nicht mehrfach an verschiedenen Orten zu erhalten.“

 

1963 wurde die AWO in Alfeld dann wieder belebt. Die neue Ära begann mit August Herbeck als erstem Vorsitzenden. Er war derzeit Leiter des hiesigen Sozialamtes. Vertreter war Fritz Schulz, Geschäftsführer des Konsums, Willi Schwarz wurde Schriftführer und Willi Wentritt Kassenwart.

 Zwei Jahre später gab es große Auseinandersetzungen zwischen Josefine Hinsche und August Herbeck, in deren Ausgang August Herbeck als Vorsitzender abgesetzt wurde. Willi Schwarz wurde als neuer Vorsitzender gewählt, Josefine Hinsche wurde seine Stellvertreterin und Werner Krüger übernahm das Amt als Schriftführer.

 

Elisabeth Schrader berichtet, dass gleich nach der Wiederbelebung der AWO 1963 die Landessammlung ins Leben gerufen wurde. Dass man dann etwas mehr Geld zur Verfügung hatte, ist diesen Sammlungen zu verdanken. Elisabeth Schrader erinnert sich, dass sie immer sehr viele Straßen abgelaufen ist und gesammelt hat.

 

Ebenfalls fing 1963 der Schwedenhaus-Club im „Schwedenhaus“ an. Das Haus, das sich in den Parkanlagen befunden hat, wurde kurz nach dem Krieg von Schweden gestiftet und dem Roten Kreuz übergeben. Allerdings haben alle fünf Wohlfahrtsverbände, die es in Alfeld gab, diese Begegnungsstätte getragen. Das Rote Kreuz war daher praktisch nur Gastgeber im Haus. Die Verbände waren sich einig, dass jeder Verband eine Woche das Haus nutzen konnte. Alle ab 65 durften diese Altennachmittage besuchen. Anfangs gab es nur mittwochs Veranstaltungen im Schwedenhaus, später wurden die Aktivitäten aufgrund des großen Andrangs auf Montag und Mittwoch ausgedehnt. Es wurde Kaffee gekocht, teilweise haben die Teilnehmer ihren Kuchen mitgebracht und die Teilnehmer wurden mit singen o. ä. beschäftigt. Elisabeth Schrader erinnert sich: „Die Leute waren froh, dass sie eine Möglichkeit hatten, sich zu treffen. Jede Woche war ein anderer Verband dran und hat etwas angeboten. Anfangs bin ich zu jedem Verband gegangen und habe Kaffee mit gekocht, weil keiner in der Küche zurechtkam. Es war ja alles ein Notbehelf.“

 

Aber auch Theaterbesuche und Ausflüge wurden organisiert, Braunkohlwanderungen wurden durchgeführt. Willi Schwarz erinnert sich, dass die AWO der erste Verein war, die derzeit bei einer Wanderung nach Warzen einen Braunkohlkönig eingeführt hat.

 

Eine Sache, an die sich alle erinnern, ist die Butteraktion. Hier wurde überschüssige Butter an Wohlfahrtsverbände abgegeben und diese verteilten sie an Bedürftige. Durch das Schwedenhaus wussten die AWO-Mitglieder, wer hier in Frage kam.

 

Willi Schwarz erzählt: „Die Aktivitäten des Schwedenhauses sind später übergegangen in den Freizeitraum im Hallenbad, da es zu viele Teilnehmer wurden. 1972 wurde dieser gebaut, alle fünf Verbände zogen dorthin um und boten wie bisher montags und mittwochs Altennachmittage an.“

 Später fanden sich alle fünf Wohlfahrtsverbände in Alfeld zu einer Ortsarbeitsgemeinschaft zusammen. Die Aufgaben waren zum einen die Mutertagssammlung und zum anderen die Abstimmung der Weihnachtsgaben. Vorher war dies so, dass zu Weihnachten manchmal alle Verbände bei einer Familie ein Geschenk vorbei brachten wohingegen andere Familien dann nicht bedacht wurden. Durch die Abstimmung wurde dies vermieden. Es war aber ein kritischer Prozess, weil sich kein Verband in die Karten sehen lassen wollte.

Wenn man wusste, es waren ganz arme Familien, wurde auch zu Konfirmationen etwas beigesteuert. Das machte aber jeder Verband für sich.

 

Elisabeth Schrader erinnert sich, dass der ehemalige Minister Schnipkoweit einmal in Alfeld war und meinte, dass es das in ganz Niedersachsen nicht gibt, dass alle fünf Wohlfahrtsverbände zusammen etwas unternehmen.“

 

In den 70er Jahren zeichnete sich immer mehr ab, dass es nicht nur darum ging, jemanden zu Weihnachten mit 20 DM, später mit 40 DM mit einer finanziellen Spende zu unterstützen. Die soziale Not wurde immer größer und die Mitglieder der AWO besuchten Menschen zum Geburtstag oder zu Weihnachten, die einsam waren.

 

Auch die Mitglieder wurden zum 70., 75 und 80 Geburtstag und danach jedes Jahr besucht.

 

Willi Schwarz erinnert sich, dass er einmal mit einem Geschenk zu einem allein stehenden Mann gekommen ist, um ihm zu Weihnachten eine kleine Aufmerksamkeit zu überbringen. Dieser Mann sagte ihm, dass er sein Geschenk wieder mitnehmen solle, aber er würde sich freuen, wenn er sich ein wenig mit ihm unterhalten würde. Er hätte vier Kinder, aber zu Weihnachten sei er allein. Nachdem er eine Stunde mit ihm zusammen gesessen hat, hat der Mann ihm gesagt, dass dies sein schönstes Weihnachtsgeschenk sei.

 

Da es immer nur das Schwedenhaus mit Aktivitäten für Ältere gegeben hat, sollte Ende der 70er Jahre auch etwas für Menschen ab 50 – damals von den AWO-Mitgliedern „Mittelalter“ genannt – angeboten werden. Werner Krüger hat dann eine erste Wanderung geplant. Geendet hat diese Wanderung im Kleingartenverein. Es wurde in zwei Gruppen gewandert. Die eine Gruppe, die gut zu Fuß war, ging Richtung Himmelberg dorthin, die andere Gruppe ging auf direktem Wege. Es folgte eine Braunkohlwanderung mit Abschluss in Warzen mit der Krönung eines Braunkohlkönigs und einer Braunkohlkönigin. Später hat sich diese Gruppe dann gespalten. Die Braunkohlwanderungen wurden von Rita Thorhauer weitergeführt.
Der eigentliche Gedanke dieser Aktion aber wurde mit der Gruppe der Wanderer und Radfahrer, genannt „Junge Alte“ weitergeführt. Elisabeth Jänsch organisierte lange Zeit einmal im Jahr für drei Tage kombinierte Rad- und Wandertouren. Mit dem Bus ging es zunächst in die ausgesuchte Gegend, am Anfang mit Bussen der Post, später hatte man einen eigenen Anhänger besorgt, in dem die Fahrräder transportiert wurden. Dann wurde von dort aus losgeradelt und gewandert. Die Radtruppe bestand immer aus ca. 20 Leuten, die AWO-Fahne flatterte immer am Rad mit. Diese Gruppe ist bis in die 90er Jahre aktiv gewesen.

 

Werner Krüger entsinnt sich, dass die Leute, die diese Touren mitmachten, auch diejenigen waren, die später in der AWO aktiv mitgearbeitet haben z.B. wenn Kinderfeste veranstaltet wurden oder andere Aktivitäten anstanden. Das waren die eigentlichen Helfer der AWO, die nicht nur zum feiern da waren, sondern auch mit angefasst haben, wenn Hilfe nötig war.

 

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