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Wie ich zur Arbeiterwohlfahrt kam - Willi Schwarz, Ehrenvorsitzender


Es war ein regnerischer und ungemütlicher Sonnabend Anfang Januar im Jahr 1963.
Der AWO-Kreisausschussvorsitzende (so hieß damals der Vorsitzende eines Kreisverbandes) und Landrat Wilhelm Hinsche hatte für diesen Tag eine Gruppe von Frauen und Männern in das Hotel „Deutsches Haus“ in Alfeld eingeladen. Zu den „Auserwählten“ gehörte auch ich. Warum ich dazugehörte, war mit zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Ich hatte zwar davon gehört, dass man die AWO in Alfeld wieder aktivieren wollte, man hierzu aber unbedingt ehrenamtliche Helferinnen bzw. Helfer suchte.

 

Mir war bisher die Organisation „Arbeiterwohlfahrt“ überhaupt nicht geläufig und ich konnte mir auch nichts unter diesem Verein oder Verband vorstellen. Zuerst dachte ich sogar: „Ist das vielleicht eine Sekte o. ä.?“.

 Ich ging also voller Erwartung zu der Versammlung und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Es waren ca. 15 Frauen und Männer erschienen, so z.B. auch der Leiter des Kreissozialamtes. Landrat Hinsche führte eingangs aus, dass der Hauptgrund der heutigen Zusammenkunft die „Wiederbelebung“ der AWO sei und von daher Frauen und Männer gesucht würden, um einen neuen Vorstand zu wählen. Die AWO sei hier in Alfeld zwar schon Anfang der 20er Jahre gegründet, wegen fehlender ehrenamtlicher Frauen bzw. Männer sei der Ortsverein kaum an die Öffentlichkeit getreten.

 

 In den nächsten Tagen sollte eine Mitgliederversammlung stattfinden, die dann auch einen neuen Vorstand wählen solle. So kam es dann auch. Ich wurde gebeten, das Amt des Schriftwarts zu übernehmen. Und hiermit begann meine „Karriere“ in der Arbeiterwohlfahrt.

 Scheinbar hatte man mein Interesse und mein Engagement für eine Mitarbeit in diesem Verband alsbald entdeckt. Schon nach einigen Jahren wurde ich zum Vorsitzenden des Ortsvereins Alfeld gewählt. Dieses Amt habe ich fast 25 Jahre ausgeübt.
In der Zwischenzeit wurde ich auch Vorsitzender des damaligen AWO-Kreisverbandes Alfeld (Leine). Dieses Amt habe ich fast 30 Jahre versehen.
Von beiden Gremien wurde ich nach dem Ausscheiden zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Auch dem Bezirksvorstand des AWO-Bezirksverbandes Hannover habe ich 15 Jahre angehört. Hier habe ich den verschiedensten Fachausschüssen mitgearbeitet.

 

Nach Beendigung meiner fast 35jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit in der AWO stelle ich mit Genugtuung fest, dass mir die Arbeit in der AWO viel Freude und Spaß gemacht hat. Ich habe schöne und auch weniger schöne Zeiten durchgemacht. Ich habe viele Freunde gewonnen, mit denen ich heute noch persönliche Kontakte pflege. Wir haben viel bewegt und viel erreicht. Ich habe aber auch immer Helferinnen und Helfer gehabt, dir mir immer hilfreich zur Seite standen.

 

Und warum habe ich dies alles getan?
Ich bin in einem kleinen Dorf mit überwiegend bäuerlicher Struktur aufgewachsen. In meiner Kindheit habe ich es immer für ungerecht und unsozial gehalten, dass die Frauen in unserem Dorf von den Bauern ausgenutzt wurden. Sie mussten z.B. für einen Stundenlohn von 20 Pfennig schwer in der Landwirtschaft arbeiten. Tags und teilweise sogar nachts, ob Sonntag oder Alltag, sie mussten den Bauern immer zur Verfügung stehen. Daneben waren die Frauen aber auch Mütter und mussten sich um die Kinder kümmern. Die Väter waren alle im Krieg.

 

Vor diesem Hintergrund reifte in mir folgender Entschluss:
„Willi, solltest du jemals in deinem Leben die Möglichkeit haben, diesen Menschen Hilfe oder Unterstützung angedeihen zu lassen, so mach das bitte.“
Dieses Vorhaben bzw. diesen Grundsatz sah ich in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der AWO als erfüllt an. Ich konnte vielen Menschen helfen und sie unterstützen.

 

Getreu meinem Motto: „Tue Gutes und rede darüber“ blicke ich heute zurück auf ein erfülltes Leben mit der Arbeiterwohlfahrt.

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